Antisemitismus in Deutschland – aktuelle Entwicklungen. Tagung des Anne Frank Zentrums für den Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus im Umweltforum Berlin - Aviva - Berlin Online Magazin und Informationsportal für Frauen aviva-berlin.de Juedisches Leben



AVIVA-BERLIN.de 9/19/5784 - Beitrag vom 02.06.2017


Antisemitismus in Deutschland – aktuelle Entwicklungen. Tagung des Anne Frank Zentrums für den Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus im Umweltforum Berlin
AVIVA-Redaktion

Am 14. Juni 2017, von 8.30 - 17.30 Uhr, diskutieren Expertinnen und Experten in Podiumsdiskussionen zu zentralen Forderungen und Handlungsempfehlungen. Daneben werden in thematischen Foren die Berichtsthemen wie "Medien und Antisemitismus" oder Prävention und Intervention erörtert.




Um Antisemitismus entschlossen zu bekämpfen und jüdisches Leben in Deutschland weiterhin nachhaltig zu fördern, hat sich aufgrund eines fraktionsübergreifenden Bundestagsbeschlusses im Januar 2015 ein zweiter "Expertenkreis Antisemitismus" konstituiert. Die Expertinnen und Experten aus Wissenschaft und Zivilgesellschaft wurden damit beauftragt, einen Bericht zu aktuellen Entwicklungen des Antisemitismus in Deutschland zu erstellen. Ende April 2017 wurde dieser dem Bundestag übergeben.
Um den Bericht und seine Ergebnisse sowie die sich daraus ergebenden Forderungen und Handlungsempfehlungen auch einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen und zu diskutieren, findet am 14. Juni 2017 diese Tagung des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus statt.

Zum Hintergrund:
Aktuelle Entwicklungen des Antisemitismus – Antisemitismusbericht an den Deutschen Bundestag übergeben


Nach zwei Jahren gemeinsamer Arbeit hat der vom Deutschen Bundestag im Dezember 2014 eingesetzte Unabhängige Expertenkreis Antisemitismus in Berlin seinen Bericht zur aktuellen Entwicklung des Antisemitismus in Deutschland der Öffentlichkeit vorgestellt. Der Bericht berücksichtigt insbesondere die Perspektive der von Antisemitismus Betroffenen. Hier stellt der Expertenkreis eine deutliche Wahrnehmungsdiskrepanz fest: Während die nichtjüdische Mehrheitsgesellschaft aktuelle Erscheinungsformen des Antisemitismus nicht als relevantes Problem wahrnimmt, sehen sich Jüdinnen und Juden in Deutschland einer wachsende Bedrohung ausgesetzt. Neben der Verunsicherung durch den Rechtspopulismus wird auch der Antisemitismus unter Muslimen als Problem wahrgenommen, aktuell besonders unter dem Aspekt von Flucht und Migration. Um jüdisches Leben in Deutschland stärker zu schützen und Antisemitismus zu bekämpfen, fordert der Expertenkreis u.a. die Berufung einer/eines Antisemitismusbeauftragten, der bereits vorhandene Bemühungen zur Bekämpfung von Antisemitismus koordinieren soll. Die Wahrnehmung einer steigenden Gefahr durch Antisemitismus in der jüdischen Bevölkerung lässt sich laut dem Expertenbericht auf die gewachsene Bedeutung der sozialen Medien zurückführen. Diese sind zentral bei der Verbreitung von Hassbotschaften und antisemitischer Hetze. Jüdinnen und Juden in Deutschland sorgen sich außerdem aufgrund alltäglicher antisemitischer Erfahrungen zunehmend um ihre Sicherheit. Diese gelten häufig nicht als Straftatbestand, werden gar nicht erst angezeigt oder von den Strafverfolgungsbehörden nicht als antisemitisch bewertet.

Der Expertenkreis fordert eine verbesserte Erfassung und Ahndung antisemitischer Straftaten sowie die Stärkung von Beratungsangeboten für die von Antisemitismus Betroffenen. Neben der Einsetzung eines Antisemitismusbeauftragten zählt die Verstetigung eines Unabhängigen Expert_innenkreises Antisemitismus zu den zentralen Forderungen des Berichts. Darüber hinaus wird eine dauerhafte Förderung der Präventionsarbeit gegen Antisemitismus sowie die Schaffung einer Bund-LänderKommission gefordert, um länderspezifische Maßnahmen besser zu koordinieren. Auch die langfristige Förderung wissenschaftlicher Forschungsprojekte zu Antisemitismus in den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen stellt eine Forderung dar. Daneben empfiehlt der Expert_innenkreis, auch antimuslimische sowie andere Vorurteile und Ausgrenzungen zu analysieren, da hier Überschneidungen zu antisemitischen Haltungen sichtbar werden, die für die vom Expert_innenkreis vorgeschlagenen Präventionsmaßnahmen grundlegend wichtig sind.

Über den Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus

Dem "Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus" gehören neun Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Bildungspraxis und Zivilgesellschaft an, die sich intensiv mit der Bekämpfung von Antisemitismus befassen. Der vorgelegte Bericht beschäftigt sich auf rund 300 Seiten mit aktuellen Entwicklungen des Antisemitismus in Deutschland in Gesellschaft, Medien, Politik, politischen Bewegungen, Sport, Religion sowie im Bereich Flucht und Migration und verknüpft wissenschaftliche Analysen mit Forderungen und Handlungsempfehlungen für Akteur_innen aus Politik und Gesellschaft.

Am 14. Juni 2017 findet in Berlin eine öffentliche Tagung zum Bericht des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus statt.

Anmeldung zur Tagung des Anne Frank Zentrums für den Unabhängigen Expertenkreis Antisemitismus im Umweltforum Berlin - Anmelden können Sie sich unter: www.annefrank.de

Mehr Informationen:
www.annefrank.de

Die Handlungsempfehlungen sind online unter:
www.bundestag.de

Die zentralen Forderungen des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus sind online unter:
www.bundestag.de

Die Vorabfassung des Berichts des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus ist online unter:
www.bundestag.de

Weiterlesen auf AVIVA-Berlin:

ZWST eröffnet neue Beratungsstelle für Betroffene antisemitischer Gewalt in Berlin
Mit der neuen Beratungsstelle soll ein Angebot speziell für Ratsuchende nach Erfahrungen antisemitischer Gewalt geschaffen werden, das sich durch einen niedrigschwelligen Ansatz auszeichnet. (2017)

Zahl gemeldeter antisemitischer Vorfälle in Berlin bleibt hoch
Im Jahr 2016 erfasste die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) 470 antisemitische Vorfälle in Berlin. Die Zahl der registrierten Vorfälle ist damit gegenüber dem Vorjahr (2015: 405 Fälle) um 16 % angestiegen. Die Zahl der von Antisemitismus Betroffenen hat sich gegenüber dem Vorjahr verdoppelt. (2017)

Kooperation will Antisemitismus sichtbar(er) machen und den Betroffenen zur Seite stehen
Das Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden (ZWST) e.V. und die Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin (RIAS) des Vereins für demokratische Kultur in Berlin (VDK) e.V. ermutigen Jüdinnen und Juden darin, antisemitische Vorfälle zu melden. (2016)

Quelle: Pressemitteilung des Unabhängigen Expertenkreises Antisemitismus vom 24. April 2017


Jüdisches Leben

Beitrag vom 02.06.2017

AVIVA-Redaktion